Geschrieben von Firechief30 am 06.03.2007 um 06:17:
Test: Wie schnell wird das Kinderzimmer zur Flammenhölle?Allein in Berlin haben sich im letzten Jahr 80 Kinder beim Spiel mit dem Feuer verletzt und vier Kinder kamen dabei um. Wir machen den Test: Was kann ein kleiner Junge mit einem Teelicht in nur fünf Minuten anrichten?
Eine Berliner Familie möchte uns bei unserem Test unterstützen. Der Vater weiß, wie faszinierend Feuer für kleine Kinder sein kann. „Wir würden zwar nie ohne die Kinder das Haus verlassen, aber es kommt doch durchaus vor, dass sie eine halbe Stunde alleine im Kinderzimmer sind“, sagt er.
Besonders brandgefährlich im Kinderzimmer sind Schaumstoffmatratzen. Damit der Brandversuch so realistisch wie möglich ist, sollen uns die Kinder altes Spielzeug und Möbel aussortieren. Denn wir wollen testen, wie schnell brennt ein Kinderzimmer samt Einrichtung.
Auf dem Übungsgelände der Berliner Feuerwehr richten wir in einer Baracke ein komplettes Kinderzimmer ein. Unsere Spezialkameras sollen alles aufzeichnen, bevor sie später selbst in Flammen aufgehen. Für uns wird der Sohn des Feuerwehrmanns Marco Trenn den Test machen. Was kann er mit einem simplen Teelicht anrichten?
Die handelsübliche Schaumstoffmatratze muss nicht lange der Flamme ausgesetzt werden. Nur eine Sekunde reicht. „Man muss also nicht lange probieren, bis die Matratze Feuer fängt. Und es dauert auch nicht lange, bis einige Kunststoffteile brennend abtropfen und so dafür sorgen, dass sich das Feuer ausbreitet“, dokumentiert Feuerwehrmann Trenn. Nach nur 30 Sekunden breitet sich das Feuer weiter aus. „Wenn man jetzt rein käme und das Feuer entdeckt, zuallererst die Feuerwehr (112) anrufen. Denn die eigenen Löschversuche sind häufig zu schwach“, fügt er hinzu. Bereits zu diesem Zeitpunkt schlägt unser installierter Rauchmelder Alarm und zeigt, wie wichtig so eine Sicherheitsmaßnahme ist.
In der zweiten Minute wird es im Kinderzimmer richtig gefährlich. Die Rauch- und Wärmeentwicklung steigt rapide an. Aufgrund der aufsteigenden giftigen Dämpfe fordert uns die Feuerwehr auf, zurückzuweichen und in die Knie zu gehen.
Die dritte Minute. Das Plastik schmilzt und in der hinteren Ecke werden bis zu 900 Grad Celsius gemessen. Als sich die Flammen schlagartig ausbreiten, müssen wir den Dreh im Kinderzimmer abbrechen.
Nur vier Minuten, nachdem der Junge mit dem Teelicht gezündelt hatte, steht das Kinderzimmer in Flammen. Unsere Spezialkameras dokumentieren, dass gerade die Matratzen den Flammen am meisten Nahrung bieten. Und nach viereinhalb Minuten gibt unsere erste Kamera den Geist auf. Eine andere Kamera nimmt die Rauchentwicklung im Treppenhaus auf. Für Nachbarn wäre eine Flucht durch diesen giftigen Rauch lebensgefährlich. Nach gerade mal fünf Minuten wäre es unmöglich, ohne Gasmaske im Treppenhaus zu überleben.
Bei fast 1000 Grad Celsius kommt es zum so genannten Flash over. Es entstehen brennbare Gase, eine Flammenwand rollt die Decke entlang. Auch für erfahrene Feuerwehrleute ist das äußerst gefährlich. Der Versuch hat gezeigt, eine Schaumstoffmatratze brennt wie ein Grillanzünder. Dabei ist die Lösung eigentlich einfach: In Großbritannien sind schwerentflammbare Matratzen schon seit 18 Jahren Pflicht. Selbst mit einem Gasbrenner sind diese nicht dauerhaft zu entflammen.
Fazit unseres Tests: Halten Sie möglichst Plastik-Spielzeug aus dem Kinderzimmer fern. Holzspielzeug brennt bei Weitem nicht so schnell. Fragen Sie beim Kauf immer nach einer schwerentflammbaren Matratze. Installieren Sie Rauchmelder – und trainieren Sie mit Ihren Kindern den richtigen Umgang mit Feuer.
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LG Florian Ronne
