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Geschrieben von Tappi am 15.11.2012 um 19:32:

Achtung Hilfe für die Helfer

Das Open-Team der Feuerwehr bietet Einsatzkräften die Möglichkeit, bedrückende Erlebnisse in Gesprächen zu verarbeiten

Ein Feuerwehrmann kommt zu einem Verkehrsunfall, wo kurz zuvor ein Kind mit seinem Fahrrad von einem Lkw überrollt und getötet wurde. Und obwohl der Leichnam bereits abgeholt wurde, beginnt die erfahrene Einsatzkraft beim Anblick des zerstörten Kinderrades, das zufällig von derselben Marke wie das seiner eigenen Tochter ist, zu zittern, bricht völlig zusammen und kann auch später seinen Dienst nicht mehr aufnehmen.“ Eine erschütternde Geschichte, die Berufsfeuerwehrmann Sebastian Hoguth erzählt, um zu verdeutlichen, wie weit es kommen kann, wenn Einsatzkräfte keine Möglichkeit haben, über die mitunter schrecklichen Dinge zu reden, die sie tagtäglich während ihrer Einsätze erleben.

Höhen und Tiefen des Berufs

„Unser Beruf bringt alle Tiefen und Höhen mit sich, da kann es passieren, dass du als Feuerwehrmann zu einem Messihaushalt gerufen wirst und du im Anschlusseinsatz vor einer Tür stehst, wo in Saus und Braus gelebt wird und du deine Schuhe vor dem Eintreten ausziehen sollst. Wir erleben Suizidsituationen unter Umständen am selben Tag wie Geburten“, zählt der Berufsfeuerwehrmann auf.

Im Laufe eines Feuerwehrlebens sammeln sich so eine Menge von schrecklichen Eindrücken, angefangen von Kindesmissbrauch, Drogenkonsum, Verkehrsunfällen bis hin zum plötzlichen Kindstod. Erste Anlaufstelle, um mit solch belastenden Situationen besser umgehen zu können und um ein Aufstauen schlechter Gefühle zu vermeiden, ist das „Open-Team“ der Feuerwehr, dem Hoguth seit mittlerweile 15 Jahren angehört. Dessen 25 kreisweite Mitglieder treffen alle zwei Monate zusammen, um sich auszutauschen; sie fahren einmal jährlich gemeinsam zu entsprechenden Schulungen. Nach schlimmen Einsätzen, etwa wenn die Feuerwehr Leichenteile aus dem Weg räumen musste, schicken die Einsatzleiter schon mal die ganze Truppe zum Open Team. „Bei der Einsatznachsorge wird dann über Erlebtes berichtet; besprochen, wie man sich fühlt. Und wir haben ein Auge darauf, ob jemand dabei ist, der so wirkt, als ob er mit dem Geschehen nicht klar kommt.“ Wer mehr Hilfe braucht, bekommt Einzelgespräche angeboten; so lange, bis er sich besser fühlt. „Nach ungefähr drei Wochen sollten Symptome wie Alpträume und Schlafstörungen abgeklungen sein.“

Wenn nicht, wird dazu geraten sich psychologische Hilfen zu suchen. „Das ist wichtig, um gravierenden Folgen wie die eingangs geschilderte posttraumatische Belastungsstörung zu verhindern.“

Birgit Hölker-Schüttler

Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/velbert/hilfe-fuer-die-helfer-id7293002.html


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